Forderungskatalog des Präsidiums der Uni Kassel

Das Präsidium der Universität Kassel hat einen Brief mit Forderungen an die OB-Kandidat/innen geschickt. Nach einem Austausch nun auch meine schriftlichen Antworten zu den Punkten:

Präsidium fordert OB-Kandidat/innen auf, die Universität Kassel weiter zu stärken – Ich bin dabei!

Wir stehen als Gesellschaft vor großen Umbrüchen und befinden uns in einer Zeit sich überlappender Krisen. Alte Wege des Neoliberalismus haben die Gewährleistung unserer Daseinsvorsorge an die Grenzen geführt, die Klimakatstrophe erfordert neue Ansätze in der Energieversorgung, der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Globale Krisen schlagen sich konkret in der Kommune nieder. Für zeitgemäße Antworten brauchen wir Wissen, Lehren aus der Vergangenheit, neue Ansätze, fundierte Ideenschmieden und ausgebildete Fachkräfte. Die Universität als Ort der Forschung und Lehre ist daher ein großer Schatz für Kassel und die ganze Region und jährlich Anziehungspunkt für Studierende, die ihr Studium in Kassel beginnen.
Die Universität inklusive ihrer Dependance in Witzenhausen sind nahbare Lern- und Wissenschaftsräume. Bisher spielt das weder beim Stadtmarketing Kassel, noch beim Regionalmanagement Nordhessen eine Rolle und das würde ich ändern. Ich schätze es sehr, dass unsere Uni kein Elfenbeinturm ist. Mit ihren neuen Instituten kann hier ein Impulszentrum für klimagerechtere Zukünfte entstehen – das möchte ich in der Stadtpolitik und im Rathaus widerspiegeln und verstärken.

 

Das Präsidium fordert: Zukunftssichere Regionalentwicklung in die Umsetzung bringen

Meine Haltung: Aus meiner Sicht sind solche Kooperationen sehr bedeutsam – auch weil darin Chancen liegen, eingefahrene Verhaltensmuster und Interessenkonflikte neu zu lösen. Die Uni hat beispielsweise zur Verkehrswende sehr viel Kompetenz und zu ökologischer Landwirtschaft. Auch das sind Felder, auf denen ich mir mehr Zusammenarbeit gut vorstellen kann. Genauso wie ich die Stadt zur Vorreiterin im sozial-ökologischen Umbau entwickeln möchte, erhoffe ich dies auch von der Universität als öffentliche Institution, etwa bei der Verwaltung der eigenen Liegenschaften.

Das Präsidium fordert: Forschungslandschaft Kassel erweitern

Meine Haltung: Ich begrüße die Stärkung von Kassel als Wissenschaftsstandort. Zum konkret genannten Documenta Institut gilt es die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure, von Institut über Kunsthochschule und Universität, documenta gGmbH, Archiv und Stadt, endlich auf ein neues Niveau zu heben. Es muss zügig nachgeholt werden, was die letzten Jahre zum Scheitern geführt hat. Einigung auf Konzept und Einbettung, Festlegen des Standorts mit echter Beteiligung, um die bereits begonnene Arbeit zur Entfaltung zu bringen. Die Unabhängigkeit sehe ich dabei als zentrale Voraussetzung für die Forschung. Wichtig ist mir ebenso die Vermittlung und Zugänglichkeit.

Das Präsidium fordert: Wohnraum-Garantie für Studierende ausloten

Meine Haltung: Es wäre großartig, wenn wir eine Wohnraumgarantie für Studierende hätten. Die vorausschauende Zusammenarbeit sollte zügig gestartet werden, um nicht jedes Jahr aufs Neue im Herbst überrascht zu sein, wie viele eine Wohnung suchen. Um eine Wohnraumgarantie über den Kreis der Studierenden hinaus zu verwirklichen, ist ein Richtungswechsel in der Kasseler Wohnungspolitik erforderlich.
Damit sich der Wohnortwechsel für junge Akademiker:innen auch nach dem Abschluss lohnt, wären außerdem mehr unbefristete Stellen wünschenswert.

Das Präsidium fordert: Bildungslandschaft Nord aufbauen

Meine Haltung: Diese Perspektive gefällt mir sehr gut! Gerade in Nordholland als größtem Stadtteil könnte so eine größere Verzahnung von Universität und Umfeld gewährleistet werden, die Bildung für unterschiedliche Altersgruppen bietet. Da die GWG Pro sich bereits in der Planung der Schule Hegelsberg und der Elisabeth-Knipping-Schule befindet, könnten bereits in dieser Phase Kooperationen gefestigt werden. Interessen können so in Einklang gebracht werden, wenn es um den zu erhaltenden Bolzplatz am Schlachthof geht oder die sozial-ökologische Planung der Gebäude. Zudem könnten sich neue Fördermöglichkeiten auftun.

Das Präsidium fordert: Universität räumlich stärker mit der Stadt verschränken

Meine Haltung: Die sozial-ökologische Verkehrswende in unserer Stadt ist eines meiner wichtigsten Anliegen. Gerade dort, wo der Auto- und LKW-Verkehr alles andere behindert, müssen wir endlich eingreifen. Und der Holländische Platz ist ein gutes Beispiel dafür. Die Vorschläge und Entwürfe liegen vor. Was bisher fehlt, ist der Wille, endlich mehr Raum und Bewegungsfreiheit für Fußgänger*innen, Radfahrende und ÖPNV zu schaffen. Ich bin daher ebenso dafür, das Freiluftexperiment an der Unteren Königsstraße zu verstetigen.
Gleichzeitig werde ich als OB Maßnahmen entwickeln, damit die Vergrößerung der Uni nicht zu einem Gentrifizierungsfaktor wird. Gerade in der Nordstadt sind die Mieten die letzten Jahre überdurchnittlich gestiegen. Mit Milieuschutzsatzung und weiteren Maßnahmen kann hier gegengesteuert werden.